Stefan Klapheck (46) lebt seit mittlerweile 16 Jahren auf Sal. Im Interview berichtet er über sein Leben auf Sal, die Inseln und über das, was man als Tourist auf den Kapverden erleben kann – wenn man nur will. Stefan ist mit einer kapverdischen Architektin verheiratet und hat zwei Kinder.

Hallo Stefan, man fragt sich immer was das eigentlich für Menschen sind, die irgendwann mit Sack und Pack auswandern. Seit wann bist Du auf den Kapverdischen Inseln? Und warum eigentlich?

Das erste Mal bin ich 1998 aus Neugier zu den Kapverden gekommen und habe drei Inseln besucht. Die Inseln Sal, Sao Vicente und Santiago. Das war ein gesunder Mix aus drei komplett unterschiedlichen Charakteren. Alle hatten ihren speziellen Reiz, zumal sich der Tourismus noch in den Kinderschuhen befand und an All-inklusive Hotels noch nicht zu denken war – glücklicherweise. Der wesentliche Grund meiner Reise war allerdings mein Plan, mich mit einer Tauchschule selbständig zu machen. Schlussendlich bin ich dann auf Sal hängengeblieben.

Warum hast Du Dich gerade für Sal entschieden?

Sal war für mich immer das Tor zur Außenwelt mit der besten Infrastruktur. Mir hatte es hier damals ein Projekt angetan, für dass ich mich gerne und mit Herzblut engagieren wollte – und dass mich zwangsmäßig an Sal band. Die Zukunft des Tourismus lag klar auf den Inseln Sal und Boa Vista. Die schönsten Strände und besten Möglichkeiten Wassersport zu betreiben bieten sich einfach auf diesen beiden östlichen Inseln. Man muss dazu sagen, dass seinerzeit Sal den einzigen internationalen Flughafen besaß.

Warum sollte man als Tourist nach Sal?

Wenn ich mir heute vorstelle zum ersten Mal auf die Kapverden reisen zu wollen und dabei einen vielseitigen Urlaub aktiv gestalten möchte, dann kommt man an Sal einfach nicht vorbei. Hier findest du eine breite Palette an kleinen Pensionen, Privatunterkünften (so wie meine) bis hin zum 5 Sterne All-Inklusive Hotel. Zudem gibt es eine große Auswahl an Wassersportmöglichkeiten aller Art, Quad- und Buggy-Touren, kleine Törns mit dem Katamaran oder Segelboot, Reitausflüge, Schildkröten-Expeditionen, ein vielseitiges, buntes Nachtleben, gute Restaurants und viele andere Aktivitäten. Aber man kann auch total anders: wer nichts als seine Ruhe haben möchte, der kann sich auch zurückziehen, lange Spaziergänge an einsamen Küstenabschnitten machen, das perfekte Wetter genießen und die Natur erkunden. Aufgrund der trockenen Hitze lassen sich die Temperaturen ganze Jahr über gut aushalten. Übrigens, immer mehr Menschen mit Pollenallergien, wie z.B. Heuschnupfen, haben Sal. mittlerweile aufgrund des milden, trockenen Klimas für sich entdeckt. Denn sie erleben hier eine Zeit ohne Beeinträchtigung.

Welche anderen kapverdischen Inseln sollte man sich zusätzlich besuchen?

Du bist neugierig geworden auf andere kapverdische Inseln, hast aber nicht so viel Zeit?! Kein Problem, eine komplett organisierte Tagestour macht es möglich, Inseln wie Fogo, San Nicolau oder Santiago zu besuchen. Es lohnt sich, denn jede Insel hat ihren Scharm und bringt dir neue Eindrücke von den Kapverden. Ein kleines, 19-Sitziges Flugzeug bringt Dich früh morgens sicher von Sal in nur 40 Minuten an das gewünschte Ziel und am späten Nachmittag wieder zurück. Wenn Fliegen nicht so dein Ding ist, kannst Du auch mit einem Schiff z.B. nach Boa Vista – was allerdings in den Wintermonaten eingeschränkt sein kann.

Für wen ist Sal keine gute Wahl?

Mhh, lass‘ mich mal nachdenken. Für Menschen, die Sonne nicht besonders mögen. Für Menschen, die Wind nicht leiden können. Und für Menschen, die üppige, Urwaldähnliche Vegetation am Urlaubsort wollen. Das gibt es hier nicht. Es ist eher eine Wüsteninsel mit Palmen hier und dort.

Warum sollte man als Individualtourist nach Sal und nicht als Pauschaltourist?

Komplett gebuchte Pauschalreisen haben natürlich auch ihre Vorteile. Du wirst am Airport abgeholt, das Hotel bietet Dir den ganzen Tag ein reichliches Buffet und die Reiseleitung steht stets zur deiner Seite und will dir etwas verkaufen. Ehrlich gesagt, wenn ich drei kleine Kinder hätte oder mich sonst unsicher fühle, dann wäre gegen diese Art von Reise vielleicht nichts einzuwenden. Wenn ich aber wirklich Land, Leute und deren Kultur kennenlernen und selbst erkunden möchte, dann sollte man den individuellen Weg nehmen. Alle Möglichkeiten sind gegeben und mir stehen alle Tore offen – ich muss es nur machen. Und es tut letztendlich auch einer Inselbevölkerung gut, wenn der Gast nicht nur in einem All-Inklusiv Ressort sitzt, sämtliche Einnahmen bei der Muttergesellschaft in Europa landen und der kapverdische Kleinunternehmer nichts davon hat.

Würdest Du empfehlen ein Auto zu mieten? Oder kommt man auch ohne Auto als Individual-Tourist gut klar?

Ganz ehrlich, man benötigt für einen Kurzurlaub auf Sal höchstens mal für einen oder zwei Tage einen Mietwagen, wenn man denn wirklich alleine die Insel erkunden möchte. Es sei denn Ihr seid zum Surfen hier, bringt Euer eigenes Equipment mit und wollt an verschiedenen Spots der Insel surfen. Dann bietet sich eine Wochenmiete schon eher an. Aber auch dafür gibt es Taxi Pickup samt Fahrer für überschaubares Geld. Was ich eher empfehle sind geführte Halbtagstouren zu den schönsten Spots der Insel – in einer Kleingruppe oder ganz individuell. Da Sal nur eine Nord-Süd Verbindung hat, könnt ihr auch bequem mit einem Sammelbus (Aluguer) die Insel überqueren und es kostet nur einen Euro pro Fahrt. Darüber hinaus hat man aber auch die Möglichkeit, tage- oder stundenweise Fahrräder, Mofas bzw. Scooter oder Quads zu mieten.

Sind die Kapverdischen Inseln gefährlich für Touristen?

Nicht gefährlicher als in jeder europäischen Großstadt. Wie immer kommt es auf das richtige Verhalten an. Ich empfehle generell teuren Schmuck zuhause zu lassen, keine Wertsachen im Auto sichtbar zu verstreuen, usw. usw. – das Übliche eben. Wenn man sich generell an die Regeln hält, dann sollte man entspannt seinen Urlaub genießen.

Eignet sich Sal auch für Familien mit Kindern?

Die Kapverden haben ein kinderreiches und junges Volk. Kinder stehen hier immer im Vordergrund. Heutzutage mit Kindern auf die Kapverden zu reisen, stellt überhaupt kein Problem dar. Es gibt viele Freizeitaktivitäten, die man gut mit Kindern machen kann. Und  aus eigener Erfahrung als Vater kann ich sagen: der größte Spielplatz steht eh vor der Türe, der Strand und das Meer.

Welche Dinge sollte ich von zu Hause mitnehmen, die es auf Sal nicht gibt?

Eigentlich gibt es alles auf Sal, was man für das tägliche Leben braucht. Es schadet aber nicht, ein paar Dinge von zu Hause mitzunehmen. Z.B. vernünftige Sonnencreme, Kopfbedeckung, eine kleine Hausapotheke und leichtes Schuhwerk. Da in den Wintermonaten der Passatwind stärker weht und die Temperaturen schon mal nachts unter 20° C rutschen, empfehlt es sich noch einen Pullover und eine Windjacke mitzunehmen.

Wie teuer ist das Leben als Individualtourist auf Sal?

Mittlerweile haben wir in Santa Maria rund 50 Restaurants. Im Klartext habt ihr die Qual der Wahl. Von der kleinen Pinte bis zum netten Strandlokal ist alles dabei. Die Preise variieren natürlich ebenso. Im Schnitt kann sagen, dass man für ein nettes Abendessen inklusive Getränk mit ca. 10 EUR rechnen muss. Der Caipirinha am Strand ist für ca. 5 EUR, das Bier für 2 EUR zu haben. Die Auswahl an Lebensmittel hat sich gottseidank im Laufe der letzten Jahre so entwickelt, das man auch hier viel bekommt, wenn auch nicht alles. Einiges ist auch im Gegensatz zu Europa geradezu teuer. Das ist nun mal der Preis des Imports. Das Obst und Gemüse kommt in der Regel von den Kapverden und wird, wenn nicht in der Markthalle von Santa Maria, auch von Obstverkäuferinnen an den Strassen angeboten. Kleine Supermärkte und Bäckereien findet man reichlich, sodass man sich für ein ausgewogenes, leckeres Frühstück auch selbst versorgen kann, wenn man denn mag.

Warum sollte man bei Dir Gast sein?

Das kleine Village Murdeira liegt mittig der Insel, zwischen der Stadt Espargos und dem Touristenort Santa Maria. Ich selbst wohne hier seit 1999 und fühle mich nach wie vor sehr wohl. Der Vorzug ist, dass man nicht permenent dem Trubel ausgesetzt ist, jedoch trotzdem auf der Insel geografisch sehr günstig gelegen ist. Man kann von hier aus bequem seine Tagesaktivitäten planen oder auch nur die Füße hoch legen und bei einem Caipirinha an der nahegelegenen Poolbar (2 Minuten Fußweg) die schönen Sonnenuntergänge genießen.

Ein kleiner Supermarkt hier direkt vor Ort versorgt Euch zudem mit dem Nötigsten. Was ihr als meine Gäste in jedem Fall von mir bekommt ist mein Wissen: Wo gibt es die besten Tauchspots? Wo sollte ich mir ein vernünftiges, sicheres Quad zu einem vernünftigen Preis mieten? Wo kann man abseits der Touristenpfade ein gutes Restaurant finden, in dem auch Einheimische gerne essen gehen?

Ich bin in meinem Leben viel gereist. Und die besten Urlaube hatte ich immer dort, wo mir jemand mit „Insiderwissen“ Tipps gegeben hat, die nicht in jedem Reiseführer auf Seite 1 stehen. Deshalb helfe ich meine Gästen auch gern – z.B. bei der Organisation von Tagestouren oder der Buchung von Aktivitäten. Ich kenne die seriösen Anbieter und die angemessenen Preise.

Vielen Dank, Stefan!